Recte obsideretur – zu Unrecht angeklagt
Aus dem Tagebuch des Atheris von Toussaint, Wyzima Sommer 1281
Wyzima, einstige Hauptstadt des Königreichs Temerien – nun Hauptstadt der nördlichsten Provinz des Kaiserreiches. In all den Jahren, die ich während der zwei ersten nördlichen Kriege im Norden verbracht hatte, war ich nie in dieser Stadt gewesen…und ich muss gestehen, dass ich bisher auch nichts verpasst habe. Die Gründe hierfür sind leicht erkennbar – alle Nachteile die man erwarten kann, wenn viele Menschen auf einem Haufen wohnen, kann man riechen und sehen! Die Vorteile hingegen – fehlen fast komplett. So kam es auch, dass Gabhan, Grazyna und ich uns in einem Gasthaus nahe der Stadtmauer niederließen, wobei Gasthaus noch nett umschrieben ist.
Während Grazyna und ich uns ein Glas Wein gönnten, machte sich Gabhan auf um einen Auftrag in der Kanalisation zu erledigen, in der einige unbescholtene Bürger verschwunden waren.
Gabhan erzählte mir später, wie er es mit einem Zeugl zu tun bekommen hatte und dass er auch Wochen später noch den Gestank in seiner Nase nicht losgeworden ist. Während des Auftrages stieß Vladim, der Löwenhexer und ein Freund der Greifen zu ihm. Gemeinsam besiegten sie das Monster und gingen zurück zum Auftraggeber…was zu einem ersten Problem an diesem Tag führen sollte. Denn beide Hexer bestanden auf die jeweils ausgehandelten Prämien, wohingegen der Auftraggeber lediglich eine einzelne Kopfprämie bezahlen wollte.
Ich kann leider auch nur aus zweiter Hand erzählen, was passiert sein musste, aber später am Abend trafen die beiden auf Großmeister Valerian, Nella und Jiri…keine Ahnung was die Ursache war, aber als ich mich später mit Grazyna auf dem Weg zum Treffpunkt mit Valerian aufmachte, brannte ein Haus, das von einem aufgebrachten temerischen Mob in Flammen gesteckt worden war. Während Nella von außen versuchte das Feuer unter Kontrolle zu bringen, machten wir uns auf den Weg ins Innere um unseren Freunden zu helfen…es war eine Katastrophe! Sie hatten sich mit einer nilfgaardischen Patrouille in die Haare bekommen und wenigsten zwei der kaiserlichen Soldaten lagen schwer verwundet am Boden.
Inzwischen hatte Nella das Feuer zum Erliegen gebracht, da kam es noch dicker. Eine Einsatz-Patrouille der Kaiserlichen brach durch die Tür und umzingelte uns. Ohne Gegenwehr ließen wir uns abführen. Wenig später fanden wir uns im Gerichtssaal auf der Anklagebank wegen Konspiration mit dem temerischen Widerstand wieder. Durch das Vorzeigen meiner kaiserlichen Dokumente erlangte zumindest ich die Freiheit, wohingegen die anderen Hexer als Exempel die Todesstrafe ereilen sollte. Zusammen mit den nicht inhaftierten Magierinnen Nella und Grazyna und Jiri dem Seemann, machten wir uns an die Arbeit, einen Fluchtplan für unsere Freunde zu entwerfen.
Während Jiri loszog um Kontakt mit dem temerischen Widerstand aufzunehmen, machten Grazyna und ich mich auf dem Weg zum Richter. Als Bürger des Kaiserreiches in Positionen mit ein wenig Einfluss, machten wir uns daran, das Urteil aufheben zu lassen, was nicht ganz gelang. Zumindest wurde das Strafmaß von Todesurteil auf abhacken der rechten Hand gemildert…nicht ganz was wir wollten, aber zumindest etwas, womit man arbeiten konnte.
Zurück im Quartier erarbeiteten die beiden Magierinnen einen Illusionszauber, der den anwesenden Wachen bei der Hinrichtung abgehackte Hände vortäuschen sollten. Jiri machte sich in der Zeit auf und organisierte auf seine eigene, unnachahmliche Weise ein paar echte abgehackte Hände, die schließlich benötigt wurden um die Scharfrichter zu täuschen. Nella ließ zusätzlich einen Igel zu Valerian ins Gefängnis laufen um ihn und die andere zur Geduld zu mahnen. Da wir unseren Plan als hinreichend sicher erachteten, ließen wir den gewaltvolleren Alternativplan mit dem Widerstand fallen, es war nicht sonderlich gut für das Geschäft, im Norden auf der Fahndungsliste der Kaiserlichen zu stehen.
Um es kurz zu machen, der Plan funktionierte ziemlich gut und wir konnten unsere Freunde mit ihren zum Schein abgehackten Händen durch die Vordertür des Gerichtsgebäudes eskortieren. An dieser Stelle sei ein Lob ausdrücklich erwähnt…ich hätte nicht gedacht, dass Valerian, Vladim und Gabhan so gut schauspielern konnten…in Anbetracht, dass man Hexern nachsagte, dass sie zu keinerlei Emotionen fähig wären.
Ende gut…alles gut? Mit Sicherheit nicht, aber für dem Moment musste es reichen. Um die Täuschung nicht doch noch auffliegen zu lassen, ließen wir Wyzima fürs erste hinter uns und machten uns weiter auf den Weg in Richtung Norden zum Kestrell-Gebrige.