Leuenhall - Gelage am Güldenwall

Gelage am Güldenwall 2, 6-7.12.2019 Leuenmark, Winter 1279 Seit vier Tagen waren die beiden Vatt’ghern Logan und Atheris im Auftrag ihres Großmeister Valerian mit ihrem geheimen Paket in den Grenzgebieten der Leuenmark unterwegs. „Immer in Bewegung bleiben, haltet euch von Ärger fern und wir treffen uns in zwei Wochen am verabredeten Treffpunkt wieder“, so lauteten seine letzten Anweisungen, bevor er seine beiden Lehrlinge auf den Weg schickte. Die Reise verlief ereignislos, bis im Verlauf des vierten Tages, die beiden Gefährten von einem Sturm überrascht wurden und sie sich mit Mühe bis zu einem auf dem Weg liegenden Gasthaus durchschlagen mussten. Nach einem wärmenden Bad und einer Guten Mahlzeit saß Atheris allein in einer Ecke des Schankraumes und hatte sein Tagebuch, das kleine Fässchen Tinte und seine Schreibfeder vor sich ausgebreitet. Logan stand einige Meter entfernt am Tresen und flirtete mit der Tochter des Wirts, die ihm schon während des Badens schöne Augen gemacht hatte. Atheris liess seinen Blick durch den Raum schweifen, außer den beiden Hexern hatten noch drei Soldaten, vier Schausteller und zwei Händler vor dem Wetter hier Zuflucht gefunden. Sein Blick landete schließlich auf seinem Tagebuch. Er nahm die Feder in die Hand und fing mit sauberer Schrift an zu notieren. Ich traf einen Tag später am vereinbarten Treffpunkt ein. Mein Meister Valerian war bereits am Vorabend in Begleitung der Magierin Nella und seines Lehrlings Wim angekommen. Als Delegation hatten wir uns erneut auf den Weg in die Leuenmark gemacht, um hier eine neue Heimat für unsere Schule zu finden, nachdem die Welt Solonia und damit unsere aktuelle Festung dem Untergang geweiht ist. In der Hoffnung beim Gelage am Gutshof am Güldenwall auf einige hohe Mitglieder des Rates der Leuenmark zu treffen und diese als Fürsprecher für unser Anliegen zu gewinnen, machten wir uns gemeinsam auf die letzte Etappe zu unserem Ziel. Bevor wir uns auf den Weg machten, wohnten wir der Beförderung von Rouven zu einem Priester des Solis bei und zollten ihm unseren Respekt. Der Gott Solis in der Leuenmark erinnert mich stark an die Religion meiner Heimat Nilfgaard, bei der die Sonne ebenfalls eine zentrale Rolle einnimmt. Als wir unsere Reise fortsetzten, unterrichtete mich Valerian darüber, was am Vorabend vorgefallen war. Er konnte mit dem obersten Leuenmarker Paladin Richard einen mächtigen Fürsprecher für uns gewinnen und dieser würde uns persönlich zum Rat bringen. Aufrechten Dank und Anerkennung erhielten wir von ihm für die Zerstörung der Dämonenstatue vor einigen Monaten. Ich denke, diese Ruhmestat wird uns auch beim Rat in ein gutes Licht rücken und ich bin zuversichtlich, dass wir schon bald hier in der Mark ein neues Zuhause finden werden. Vorübergehend hat man uns Asyl in einer Fischzuchtanlage von Alastriona angeboten, um bis zur finalen Entscheidung des Rates unsere Evakuierung zu beginnen. Valerian erzählte mir auch die Neuigkeit, dass der Krieg mit den barbarischen Ureinwohnern des Landes, den Kodross, in den wir diesen Sommer verwickelt waren, siegreich für die Leuenmark verlaufen war. Am Guthof angekommen mischten wir uns unter die Leute. Ich persönlich hatte ein sehr interessante Unterhaltung mit einem Barden, der in Begleitung einer hübschen Elfin und einer Ordenskriegerin unterwegs war. Leider konnte er die Heldenballade über den Hexer Atheris nicht singen, da ihm die Noten dazu fehlten. Zumindest lag es nicht an seinem Talent, denn schöne und fröhliche Lieder hatte er den ganzen Tag zum Besten gegeben. Zu meiner Freude waren auch die Svensons hier, die im wahrsten Sinne nach Kultur suchenden und jagenden Nordlinge hatten uns im Spätsommer beim Feldzug gegen die Kodross in ihr Lager aufgenommen und uns im Kampf mehr als hilfreich zur Seite gestanden. Wim hatte schon damals angefangen sich bei den Svensons unbeliebt zu machen und auch diesmal dauerte es nicht lange, bis er Probleme mit ihnen bekam. Nur um mal ein Beispiel zu nennen, keiner setzt sich ungestraft auf den Stuhl des Oberhauptes der Svensons. Valerian erzählte mir auch von einem netten Brauch, den er von ihnen erfahren hatte „wo der Herdstein als kleiner, gesegnerter Steinbrocken unter dem heimischen Haus begraben liegt, ist das Zentrum einer Familiengemeinschaft!“ Auch ich finde das hört sich sehr schön an und wir werden die Idee vielleicht bei unserer neuen Schule aufgreifen. Herrlich war der Anblick Valerians, als die Svensons anboten ihn zu verheiraten. Es schien ihm sichtlich unangenehm zu sein, darüber zu reden und er fing an komische Ausflüchte zu suchen. Ich denke es hatte damit zu tun, dass Nella anwesend war und er, ach was soll ich sagen, es ist eigentlich ein offenes Geheimnis, dass mein Meister und die Magierin sich nicht nur das Zimmer teilen, wenn sie auf Reisen sind. Auch meinen alten Freund Gerion traf ich am Gutshof wieder und wir tauschten bei ein paar Kelchen Wein Neuigkeiten und Geschichten aus, ich weiß nicht ob ich es schon mal erwähnte, aber der Junge kann palavern wie kein anderer. Amüsant fand ich auch die Begebenheit, als Gerion eine echt große Schnecke hervorholte und anfing diese zu streicheln, Meister Valerian so etwas wie eine Panikattacke bekam. Zumindest habe ich ihn noch nie so erlebt und glaubt mir, wir haben schon schlimmeren Wesen gegenübergestanden als einer Schnecke und es war ja noch nicht einmal eine Nacktschnecke. Ich werde mir das auf jeden Fall für die Zukunft merken und beobachten, was es damit auf sich hat. Nachdenklich stimmte mich die Beerdigung von Solveig, des ersten Schildes der Leuenmark, die bei den Sommerfeldzügen zusammen mit meiner Freundin Aronja gefallen war. Ich dachte zurück an die gemeinsamen Abenteuer die wir bestritten haben und was mein eigenes mögliches künftiges Ableben bei all den Reisen durch kriegsgebeutelte Länder anbelangt. Nach meinem Empfinden entfaltet sich das Elysium eines Vatt’ghern in seinem Gewissen und wenn er sich seiner Verantwortung bewusst ist, wenn er gesucht und gefunden hat, wenn er sich dem gemeinsamen Ideal seiner Schule angenähert, seine Pflichten als Jäger erfüllt hat, dann ist er gut darauf vorbereitet, eine Welt zu verlassen, die er ein wenig besser zu machen sich bemüht hat. Er wird seinen Nachfolgern ein Königreich hinterlassen, das von seiner Arbeit geprägt und für alle Menschen lebenswerter sein wird. Bevor es mit dem Gelage losging bat Valerian mich und Wim zum Unterricht. Nach den altbekannten Gebräuchen der Vatt’ghern bestand das Warmmachen direkt mit den Schwertkampfübungen. Neben dem Vertiefen bekannter Kombinationen, erprobten wir uns in neuen Kampftaktiken und Nahkampfübungen mit dem Dolch. Das Training zog immer mehr Schaulustige an und wir boten unsere Kunst gerne dar. Die Zeichen waren als nächstes dran, wir zogen Energie aus der Umwelt ab und übten uns im Igni-Zeichen. Wim fing dabei Feuer und hatte Glück, dass er keine größeren Verbrennungen davontrug. Vermutlich hat er wirklich Probleme dadurch, dass er den Magier Isador solange in seinem Körper gefangen gehalten hatte. Ich verstehe davon allerdings wirklich zu wenig um eine qualifizierte Aussage treffen zu können. Der Höhepunkt des Trainings war, als wir ein Igni auf Valerian wirkten und er es mit einem mir bisher unbekannten Zeichen, dem Schildzauber Heliotrop abgefangen hat. Das hat mich wirklich tief beeindruckt und bestätigt mich in meinem Vorhaben, so viel von Valerian zu lernen wie es mir möglich ist. Zuletzt hielten wir vor dem Essen noch mit anderen anwesenden Kämpfern ein taktisches Training mit verschiedenen Schildformationen ab. Das Abendmahl, dass uns serviert wurde war herrlich und ich kann nur sagen, dass die Küche im Vergleich zum Konzil vom letzten Jahr nichts verlernt hat und auch die bezaubernde Bardame vom letzten Jahr war wieder anwesend und wir hatten eine richtig schöne gemeinsame Zeit im Zuber. Ein Aufschrei unterbrach Atheris in seinen Aufzeichnungen, er blickte zu Logan und dieser zu ihm, fast simultan zogen sie ihre Schwerter und stürmten los!