Von Bären und Riesenspinnen

Aus dem Tagebuch des Atheris von Toussaint, Wildnis von Kovir & Povis, Winteranfang 1281

Ernsthaft Atheris? Jeder weiß, dass das hier dein Tagebuch ist. Es ist eine verfluchte Sonne darauf – G.

Einige ereignisreiche Wochen liegen hinter uns – Meister Valerian treibt uns zu immer mehr Eile an und ich kann immer noch kaum glauben, dass wir es ohne weitere Vorkommnisse an der Grenze Redaniens vorbei geschafft und nun endlich Povis erreicht haben!

Wie schön, dass du hier geflissentlich die Begegnung mit den Hexenjägern ausblendest – G.

Mittlerweile haben wir zwar endlich ein schönes Gasthaus beziehen können, doch die vorangegangenen Ereignise haben uns schwer zugesetzt – mit Schrecken denke ich an die Ereignisse, lange bevor wir Lan Exeter passierten.

Was ist das denn für eine Exposition? Glaubst du den Kram hier liest irgendjemand? Welcher vernünftige Mensch beginnt denn in seinem Tagebuch mit einer Rückblende nach der Einleitung? – G.

Alles begann damit, dass wir uns auf einem hübschen kleinen Fleckchen ausruhten. Wir, dass war unsere Reisegemeinschaft der Greifen – Gabhan  (ich weigere mich als Reisebegleitschaft der Greifen gesehen zu werden –G.), Grazyna, Valerian, Nella, Heskor, Jiri und meine Wenigkeit. Da vernahm Heskor mit einem Mal ein seltsames Geräusch – und erspähte, behände wie er ist, schnell von einem nahen Baum die Umgebung aus.

Wundert mich immer noch, dass das funktioniert hat – G.

Und wie groß war unsere Überraschung, als er uns vermitteln konnte, dass dort die stolzen Soldaten Kovirs und Povis aufmarschierten!

Ach komm schon! Das war doch nun wirklich keine Überraschung – wir waren mitten auf einer Handelsroute und es herrscht Krieg. Und wenn das deine Definition von stolz ist, wird mir einiges klar! – G.

Meister Valerian beschloss natürlich sogleich sich mit den Soldaten gut zu stellen, damit wir ein Stück des Weges gemeinsam reisen konnten. Denn wie sagt er immer? “Ein Fremder ist nur ein Freund den man noch nicht kennt” (mich wundert nichts mehr – G.)

Auf der Reise kam es dann zu einem unerwarteten Ereignis – gerade als wir eine große Hängebrücke passierten wurden wir Opfer eines miesen Hinterhalts! Ein Räuber, der es wohl auf die armen Soldaten abgesehen hatte, schnitt das Seil der Brücke durch! Noch nicht einmal mein schnell eingesetztes und meisterlich ausgeführtes Aard konnte mich vor dem Sturz in die Tiefe noch bewahren! (Aha –G.) Aber nicht nur ich! Nein, auch Grazyna und Jiri stürzten in die Tiefe, verschwanden aber vor meinen Augen durch ein Portal – selbstverständlich machte ich mir Sorgen, wenngleich auch Grazyna eine meisterliche Zauberin ist! Doch viel Zeit blieb mir nicht mir Gedanken zu machen, denn schon stürzten wir in die Tiefe.

Ich sah noch in letzter Sekunde, dass sich Meister Valerian gemeinsam mit Nella und Heskor katzengleich auf die andere Seite retten konnte, dann umtosten mich die Fluten des reißenden Flusses.

Atheris, ernsthaft – wer schreibt so sein Tagebuch? Außerdem hatte Valerian Glück. Mehr nicht – G.

Als ich wieder zu Bewusstsein kam war keiner meiner Freunde mehr zu sehen – und ich über und über mit Schlamm und Moder aus dem Sumpfgebiet bedeckt, in welches mich wohl einer der Seitenarme des Flusses gespült hatte. Erst nachdem ich meine stolze Nilfgaarder Rüstung wieder halbwegs gesäubert hatte, wurde ich eines fernen Stöhnens gewahr. Da lag Gabhan! Sauber aufgespießt von einem dicken Ast, der Kettenhemd und Bauch durchschlagen hatte. Wäre doch nur Malva da gewesen um uns professionelle Hilfe angedeihen zu lassen! Da verblute ich lieber – G.

Zu Gabhans Glück wird ein Nilfgaarder Offizier auch auf schwere Verwundungen auf dem Schlachtfeld vorbereitet, so dass ich für Gabhan schnell eine improvisatorische Trage basteln und ihn hinter mir her schleifen konnte. Wir suchten uns einen kleinen Flecken Erde mit sauberem Wasser, um uns um die Wunde zu kümmern. Doch oh Schreck – ich hatte Gabhan keine Sekunde aus den Augen gelassen, da hörte ich ein gewaltiges Brüllen! Offensichtlich hatte der Blutgeruch einen ausgewachsenen Bären mit Jungem angelockt, der in Gabhan wohl aufgrund seines Geruchs eine Gefahr sah! Der sah in mir ein Mittagessen – G.

Wenngleich auch der Bär eine schreckliche Bestie ist, so hatte er doch nichts gegen mein scharfes Schwert, meine gewaltigen Kräfte und der tollen Zusammenarbeit mit Gabhan entgegen zu setzen! Auch genau in der Reihenfolge, hm? – G.

Kaum hatten wir den Bären bezwungen mussten wir uns dringend um die nun noch viel größer gewordene Wunde meines Freundes kümmern! Mit vereinten Kräften zogen wir den sowieso locker gewordenen Stumpf aus seinem Bauch und versiegelten die Wunde mit einem gemeinsamen Igni!

Kaum das Gabhan so verarztet worden war fand uns auch Valerian, Heskor und Nella wieder. Sie hatten mich wohl durch magische Mittlung geortet! Gemeinsam traten wir den Rückweg zu einem sicheren Gasthaus an und besprachen was als nächstes zu tun war. Ohne jeden Zweifel mussten wir Grazyna und Jiri finden – da Nella die beiden irgendwo unterhalb von uns ortete, ließen wir uns von den überlebenden Soldaten den Eingang zu einem Höhlensystem zeigen.

Und siehe da – die Sonne war längst untergegangen, als wir ein Loch im Boden entdeckten. Über und über behängt mit gewaltigen Spinnennetzen. Und dort unten im Halbdunkel konnten wir Jiri und Grazyna ausmachen. Selbstverständlich zog ich sofort mein Schwert und sprang zur Rettung, mein treuer Kumpan Gabhan und auch Meister Valerian an meiner Seite! Weil du sonst gestorben wärst, so ganz alleine du Wahnsinniger! – G.

Tief in der Dunkelheit begegneten wir dem Ungetüm dieser Höhle – einer gewaltigen Spinne! Bestimmt elf Klafter fünfzehn Fuß hoch! Du hast keine Ahnung wie groß ein Klafter ist, oder? – G.

Mit gemeinsamen Kräften bezwang unsere Gruppe das Ungeheuer, ehe Nella die gesamte Brutstätte mit ihrer Feuermagie dem Erdboden gleich machte. Beunruhigender Weise fanden wir bei dem Spinnenwesen ebenfalls eine jener Messingplaketten, die wir auch bei den Experimenten von Asken, dem wahnsinnigen Magier des Kestrel-Gebirges fanden. Hier scheinen diese Magier wohl ebenfalls ihre Finger im Spiel zu haben – doch darum können wir uns kümmern, wenn wir im Frühjahr von unserer Reise nach Kaer y Seren zurück kehren.

Du kannst nur hoffen, dass dieses Buch niemals den falschen Leuten in die Hände fällt mein Freund. Sei froh, dass ich es unten im Gastraum gefunden habe. – G.