Geddes 4 - Die Geheimnisse von Caer Inis

Geddes 4 - Die Geheimnisse von Caer Inis

07.-10.09.2023

Conbericht von Svenja

 

Runa sitzt auf einem Schiff Richtung Festland und macht sich Gedanken über die letzten Tage:

„Endlich bin ich wieder auf einem Schiff und kann mich wieder in meiner gewohnten Umgebung aufhalten. Jetzt verlassen ich mit Raaga, Eska, Chevalier Aramis Du Lac und seinem Hauptmann Henry die „Freie Insel“ Geddes mit anderen Freunden. Es tut gut wieder die Seeluft in der Nase zu haben und meine Gefühle zu ordnen. Es liegen Tage der Freude und der Arbeit, des Geldverdienens und Kampfes, sowie der Geheimnisse der Elfen hinter mir.

An dem Abend als alle Reisenden eintrafen auf Cear Inis, konnten wir uns beim Baron mit seinem Magistrat vorstellig machen, also wenn man ein Kupfer Einschreibegebühr hatte, was ich nicht zu diesem Zeitpunkt nicht hatte. Wobei, was Interessiert mich dieser Baron? Raaga und ich haben lieber im Lager des Herrn Du Lac auf diesen, sein Gefolge und Eska gewartet, da wir wussten, dass sie mit dem nächsten Schiff erwartet werden. Anscheinend wurden sie, und auch andere Reisgruppen, auf den letzten Wegen zur Burg von „Eichhörnchen“ angegriffen (Elfen, die immer einen Eichhörnchenschwanz an ihrem Gürtel tragen, die waren nicht sehr nett). Es wird gesagt, dass die Burg früher den Elfen gehört haben soll (wobei ich mich frage, warum diese Burg in einem so schlechten Zustand ist). Deswegen gibt es auch alte Keller und Grabstätten von Elfen in der Burg. Es hat sich in den Tagen ergeben, dass tatsächlich ein General der Elfen aus der Burg spaziert kam (sehr gesund sah er nicht aus) mit einem Wirker (das Wort habe ich bei meiner letzten Reise gelernt für Leute, die Mumpitz können, ich aber noch nicht weiß wie Sie sich selbst nennen) und alle Reisenden angriff, während die anderen Elfen gleichzeitig auch uns angegriffen haben. Angeblich soll er die Macht besitzen, alle Elfen gegen ihren Willen kontrollieren zu können. Dies hatte der Feldscher Zwiebelich herausgefunden, über so komische Steine, die aufgezeichnete Gedanken in roter Steinform mit einem Apparat (welche im Besitz des Magisters ist) wiedergeben können. Wie das Funktioniert habe ich nicht verstanden. Leider war ich auch nie bei solch einem Spektakel dabei, meine anderen Reisegefährten schon.

Dieser Magister war auch ein komischer Wirker. Mir wurde erklärt, dass die Aufgabe des Magisters ist, sich um alles zu kümmern, was der selbsternannte Baron nicht machen will. Gefühlt ist der Magister aber derjenige, der „alle Fäden in der Hand hat“ (wie bei so einem Puppenspiel für die Kinder, was man in Novigrad sehen kann). Auch hatte der Magister für ein Wirken immer andere Menschen benötigt, irgendetwas mit ihnen gemacht, dass die sich immer schlecht danach gefühlt hatten und er seinen Mumpitz somit machen konnte. Wie z.B. bei der Weinprobe (organisiert von den netten Toussainti Nifgaardern), wo der letzte Wein vergiftet war. Deswegen ist die Hexerin Elli aufgesprungen und hat geschrien die anderen sollen aufhören den Wein zu trinken und ist runtergerannt um Hilfe zu holen. Der Nachmittag war auf der einen Seite gut für mein Geldbeutel, da ich fürs Harfe klimpern bezahlt wurde (obwohl ich nicht gut spiele). Auf der anderen Seite erschreckend, wie einfach die Gesellschaft vor mir auf die Tische/Böden umgefallen ist und erstmal nicht ansprechbar war….

Apropos Elli, ich habe auf der Reise neue Bekanntschaften gemacht. Wie weitere Hexer (welche nicht von der Greifenschule sind) wie Elli und Kjell, als auch einen weiteren Chevalier aus Tuossaint und den Ritter Grauwasser. Dieser musste sich vor einem Gericht stellen wegen Amtsanmaßung (was auch immer das heißen soll). Anscheinend mag niemand den Herrn Grauwasser (was mir gesagt wurde). Auch habe ich eine Zwergin namens Krätze kennen gelernt (eine kluge Frau meiner Meinung nach). Sie konnte auch für Aramis Verträge aushandeln (wie auch immer sie das gemacht hat, weil sie wie ich auch nicht lesen kann). Ich habe mit ihr Würfel gespielt (Flucht aus den Scherben hat sie es genannt) als wir auf die Gerichtsverhandlung gewartet haben (zum Glück ohne Kupfer, ich hatte zu diesem Zeitpunkt nur noch eines). Vor der Verhandlung mussten alle, die nicht von „Stand“ waren, die Waffen abgeben welche länger als die Elle waren. Komischerweise mussten das die Leute von Grauwasser nicht. Das Gerichtsurteil wurde nicht in allen Teilen angenommen von Grauwasser und es gab anschließend einen Aufstand von Grauwasser mit einigen der Wachen des Barons. Als Grauwasser gerade die Truppen draußen gesammelt hat, wurde er aber zufällig von den Eichhörnchen (die ein offenes Tor „gefunden“ haben) angegriffen und somit wurde der Aufstand niedergeschlagen. Anschließend gab es nochmals Verhandlungen mit Grauwasser und dem Baron. Es wurde sich geeinigt, dass Grauwasser mit seinen Mannen friedlich am Abend abziehen können.

Eine Eigenheit, welche ich von Nilfgaardern kennengelernt habe, ist mit komischen Akzent zu sprechen und sie lieben es den Ausdruck „mondieu“ um sich zu werfen. Warum auch immer sie nicht wie alle andere „Herrje“ oder wörtlicher „Mein Gott“ sagen können… verstehe da einer die Festländer.

Apropos Festländer, der Baron möchte gerne, dass seine Insel Geddes wie die freie Stadt Novigrad sich selbst verwaltet und keinem der großen Nationen zugeordnet ist. Grauwasser war als Bote von redanischen „Diplomaten“ da und hat erklärt, dass eine Garnison auf Geddes gebaut werden soll, um die Aktivitäten zu überwachen. Diese sehen nicht gerne, dass auch Nilfgaarder auf der Insel sich frei bewegen können (wie aber alle Nationalitäten und Rassen, da der Baron versichert hat, dass sie es in friedlicher Absicht tun können). Generell habe ich gemerkt, dass die Konflikte der Festländer mitgebracht wurden. Vor allem ist es mir aufgefallen, als ich auf der Burgmauer mit Nilfgaardern stand und mich mit ihnen Unterhalten habe und fast ein Armbrustbolzen von unten mich erwischt hätte. Bin ich froh, dass wir vom Clan Heymaey von solchen politischen Dingen von Festland fernhalten und einfach jedes Schiff (welches nicht von den Skelligen ist) kapern was wir möchten. Apropos Temerier, anscheinend wurde das Fräulein von Schwan zwischenzeitlich von Banditen entführt und gerettet von Temeriern und Undviker Skelliger. Dies habe ich aber erst im Nachhinein erfahren.

Ich habe es zum Glück geschafft mit meinem neu entwickelten Geschäftssinn etwas Geld zu verdienen, um z.B. auch die Gebühr zu bezahlen um auf die Burg zu dürfen, wobei die Kosten jeden Tag ein Kupfer höher wurden (heißt das es in wenigen Tagen mehrere Silber kosten würde?). Gutes Kupfer müssen auch Raaga und Eska verdient haben. Es gab einiges an Hexerarbeit für die anwesenden Hexer zu tun. Zuerst gab es einen Auftrag vom Baron (angeregt von der örtlichen Bevölkerung) die Ertrunkenen (auch Gurgler genannt) am See zu erschlagen. Diesen Auftrag hatte Aramis zuerst angenommen um ihn an Eska und Raaga weiterzugeben. Die Herren haben beschlossen, dass die Ertrunkenen zur Übung von Eska erschlagen werden sollten. Andere sind noch zur Absicherung vor den Eichhörnchen mitgegangen. Dies war auch gut, denn einerseits wurden Sie von Eichhörnchen nach der Jagd angegriffen, andererseits gab es nicht nur Ertrunkene an dem See, sondern auch ein Wasserweib, welches Raaga erschlagen hat. Raaga hat auch das Ertrunkenennest verbrannt und dabei einen dieser Erinnerungssteine gefunden.

Weitere Arbeit für die Hexer war auch eine Bruxa zu erschlagen. Diese Bruxa hatte sich als schöne Bardin/Sängerin getarnt. Sie wollte auch zuerst eine private Vorstellung Aramis geben in der abgelegeneren Höhe. Er war vom Vorschlag nicht abgeneigt. Doch zum Glück hatte Krätze ihm das zu diesem Zeitpunkt Gerücht geteilt, dass die Dame eine Vampirin sei. Als sie offen angegangen wurde von den Wachen, lief sie auch schreiend aus der Burg und verschwand auf einmal. Daraufhin haben die Hexer am nächsten Tag gemeinsam komisches schwarzes Zeug gebraut. Das hat aber auch widerlich gestunken bei der Herstellung, ich verstehe gar nicht wie man das trinken soll. Am Nachmittag wurden Hochverräter aus der Garde (welche bei dem Aufstand von Grauwasser mitgemacht hatten) und andere Straftäter wie gefasste Banditen von der Entführung von Frau von Schwan öffentlich unterschiedlich gestraft. Bei den Wachen war wohl der Liebhaber von der Bruxa dabei, welche laut aufschrie als er geköpft wurde und alle anwesenden angriff. Zum Glück hatten sich die Hexer vorbereitet. Diese Bruxa war in nicht mehr menschlicher Gestalt wirklich schnell, da konnte ich kaum mit den Augen folgen. Viele haben versucht, die Bruxa mit Waffen zu erschlagen, diese war aber immer schon an einem anderen Ort bis die Waffe aufgetroffen wäre. Raaga konnte erneut als heroischer Schlächter dieses Ungetüm erschlagen. Bei ihrem Tod hat sie sich wieder in Menschengestalt verwandelt und lag nackt und tot auf dem Boden. Erst waren alle sehr entsetzt was gerade passiert war. Aber ich konnte nicht zusehen wie alle auf diese nackten Körper geglotzt haben und habe auf die Schnelle mein Geschirrtuch geholt, um sie zu bedecken. Auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob dieses Monster es verdient hatte.

Bei diesen ganzen Strapazen und Aufregungen der Tage bin ich froh, dass die Hexer der Greifenschule gewillt sind mit mir zu reisen und mich zu beschützen. Viele sagen, Hexer würden nur Unglück bringen. Ich glaube aber, es ist für mich derzeit das Beste in dieser „Familie“ zu sein, bis ich genug Geld verdient habe, um eine neue Taverne auf Hindarsfjall zu bauen. Wobei am letzten Abend haben Eska und Raaga beschlossen, dass ich an allem schuld sei. Ich hätte angeblich die Bruxa mitgebracht und bezahlt, den Elfen immer die Tore der Burgmauern geöffnet (es gab immer wieder Attentäter in der Burg), den Feldscher bezahlt, um immer am falschen Ort zu sein und den Elfengeneral geweckt. Ich bin mir unsicher wie ernst sie das gemeint haben. Bei Raaga zu sehen im Gesicht ob er einen Scherz macht, ist sehr schwer, muss wohl an diesen komischen Augen liegen.“

Fotos von Devitha ( Instagram )


Kaer Iwhaell V - Der Ascheprinz

Kaer Iwhaell V - Der Ascheprinz

09.-12.02.2023
Ein Conbericht von Peter

Die Sonne tauchte den Himmel über Avallach in ein warmes Gold, als Dr. Lara Lacour und ihr Freund, Adrien Beaumont, das malerische Dorf erreichten. Lara war eine junge Archäologin von der renommierten Universität Oxenfurt, während Adrien ein abenteuerlustiger Journalist war, der die Aufregung immerzu suchte. Gemeinsam planten sie, eine wohlverdiente Auszeit in Laras Heimatdorf zu nehmen.

„Ah, endlich zu Hause“, seufzte Lara und atmete tief die frische Landluft ein. „Es ist wunderbar, zurück in Avallach zu sein.“

Adrien betrachtete das idyllische Dorf mit seinen Fachwerkhäusern und den sattgrünen Weinbergen. „Ich kann verstehen, warum du so stolz auf deinen Heimatort bist. Es sieht aus wie ein Stück aus einem Märchenbuch.“

Sie fuhren durch die kopfsteingepflasterten Straßen und erreichten schließlich das alte Familienanwesen, das auf einer Halbinsel im See thronte. Die Burg hatte eine jahrhundertealte Geschichte und beherbergte die Familie Lacour seit Generationen.

Als sie aus dem Wagen stiegen, wurden sie von Laras Eltern herzlich empfangen. Ihr Vater, Professor Robert Lacour, ein angesehener Archäologe, und ihre Mutter, Emily, eine bekannte Ärztin, waren stolz auf die Karriere ihrer Tochter.

„Willkommen zu Hause, Lara!“, rief ihr Vater. „Wir haben schon auf eure Ankunft gewartet.“

Emily umarmte Lara und Adrien. „Es ist so schön, euch hier zu haben. Endlich können wir wieder Zeit miteinander verbringen.“

In den nächsten Tagen genossen Lara und Adrien die Ruhe und Schönheit von Avallach. Sie wanderten durch die Weinberge, probierten die köstlichen Weine der Region und besuchten das örtliche Museum, in dem Artefakte aus vergangenen Zeiten ausgestellt waren.

Eines Abends, nach einem leichten Erdbeben, entschieden sich Lara und Adrien für einen Spaziergang entlang der Burgmauern um diese nach möglichen Schäden zu untersuchen, wobei sie den Sonnenuntergang über dem See bewunderten.

„Hast du das auch gespürt?“, fragte Adrien und hielt sich an einer der Mauern fest.

Lara nickte. „Es hat sich angefühlt, als hätte die Mauer nachgegeben. Vielleicht hat das Erdbeben doch etwas schwerer beschädigt?“

Neugierig begannen sie die Mauern abzusuchen und stießen schließlich auf eine versteckte Tür im Mauerwerk. Lara zögerte einen Moment, bevor sie eine Art versteckten Riegel zur Seite schob und die Tür öffnete. Im Inneren befand sich eine dunkle Kammer, welche das Licht der untergehenden Sonne nur schwach erhellte.

„Was zum Teufel…?“, flüsterte Adrien und betrat vorsichtig den Raum.

Lara folgte ihm und ihr Blick fiel sofort auf eine schwarze Rüstung mit goldener Sonne auf Brust und Schulter, die an der Wand hing. Daneben standen zwei prächtige Schwerter in einem Waffenhalter, eines davon mit kunstvollen Runen verziert. Auf dem Boden stand eine alte, große Truhe.

„Das ist unglaublich“, sagte Lara atemlos. „Es sieht aus wie die Hinterlassenschaft eines Vatt’ghern!“

Vorsichtig öffneten die beiden die alte Truhe. Als erstes erblickten sie ein Medaillon … ein Greifenkopf an einer goldenen Kette, dass auf einem zusammengelegten schwarzen Mantel ruhte. Lara hob das Medaillon vorsichtig aus der Truhe. „Schau mal, Adrien!“

Lara nahm den Mantel aus der Truhe und zum Vorschein kamen allerlei Artefakte, Trophäen, Notizen und Bücher.

Behutsam nahm Lara eine schwer lesbare Notiz aus der Truhe und hielt sie in den Händen. Es war nicht leicht, die inzwischen zum Teil verwitterten Buchstaben zu entziffern.

„Es scheint, dass der Großmeister der Greifenhexer, ein Mann namens Valerian mit einigen Schülern und Verbündeten aufgebrochen ist“, sagte Lara und strich über die vergilbten Seiten der Notiz. „Sie waren auf der Suche nach altem Wissen der ersten Greifenhexer, insbesondere nach dem verlorengegangenen Wissen um etwas, was sich Kräuterprobe nennt.“

Adrien runzelte die Stirn. „Die Namen sind schwer zu erkennen, aber ich kann ein paar davon entziffern. Da sind die Schüler Atheris, Eska, Raziel und Logan. Sie waren wohl Teil der Expedition.“

Lara nickte und fuhr fort, die Notiz zu entziffern. „Es gab auch eine Magierin namens Mei’idwyn und eine Gelehrte namens Saleha aus dem fernen Ophir.“

Adrien sah sich die Liste der Namen genauer an. „Es scheint, dass sie nicht allein waren. Hier steht, dass eine Kompanie aus dem Imperium sie begleitet hat…meinen die Nilfgaard? Zudem stehen hier noch einige Vatt`ghern von anderen Schulen, aber ihre Namen sind leider kaum noch lesbar…und hier steht noch Krätze?“

Lara betrachtete nachdenklich die alten Schwerter und das Greifenmedaillon. „Es scheint, als ob diese Expedition von großer Bedeutung war. Sie wollten das Erbe der ersten Greifenhexer wiedererlangen und verlorene Kenntnisse aufspüren. Die Festung Kaer y Seren musste einen Schatz an Informationen beherbergen.“

Wenig später saßen Lara und Adrien gemeinsam in einem gemütlichen Studierzimmer der Burg von Avallach, die Flammen im Kamin tanzten fröhlich vor sich hin und erzeugten eine gemütliche Atmosphäre. In ihren Händen hielt Lara das fragmentierte Lied, das vom legendären Kampf des Vatt`ghern Raziel gegen eine gefährliche Bestie Namens Wendigo erzählte.

Lara betrachtete das zerknitterte Pergament, auf dem die Textfragmente in altertümlicher Schrift niedergeschrieben waren. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie die Worte zu erkennen begann. „Dieses Lied handelt von einem Kampf, Adrien. Ein Kampf, der nicht nur mutig, sondern auch verhängnisvoll war.“

Adrien beugte sich neugierig vor. „Was genau ist passiert? Erzähl mir mehr, Lara.“

Lara richtete sich auf und begann mit ruhiger Stimme das Lied zu singen, als ob sie den Geist des Hexers zum Leben erwecken wollte:

„In der finsteren Nacht, im eisigen Wald,

Da kämpfte Raziel, mutig und bald.

Ein Wendigo grausam, wild und stark,

Brachte Unheil und Schrecken, tief in sein Mark.“

Die Worte flossen durch den Raum und ließen die Anwesenden in die Geschichte eintauchen. Lara schloss die Augen und fuhr fort:

„Der Kampf tobte wild, ein Tanz der Gewalt,

Raziel’s Klinge blitzte, in der Finsternis erhellt.

Mit Geschick und Mut, kämpfte er tapfer,

Doch der Wendigo blieb stark und unbändig.“

Adrien spürte eine Gänsehaut auf seinen Armen, während Lara weiterhin das Lied vortrug:

„Ein Fluch ward gewoben, durch des Wendigos Zorn,

Auf Raziel’s Seele, verflucht, verlor`n.

Bis das Ungeheuer erlegt, zur letzten Ruh‘,

Würd‘ er befreit von des Fluches Kluft.“

Laras Stimme schwang voller Emotionen durch den Raum, und ihre Augen strahlten mit Begeisterung. Sie setzte das Lied fort:

„Mit den Brüdern Hexern, stark und wahr,

Stieg Raziel hinab in des Waldes Gefahr.

Gemeinsam sie kämpften, vereint und stark,

Besiegten den Wendigo, brachten ihn ins Grab.“

Die Worte des Liedes hallten nach und die Stille füllte den Raum. Lara öffnete langsam die Augen und sah Adrien an, der von der Erzählung tief berührt war.

„Was für eine Geschichte!“, flüsterte Adrien beeindruckt. „Der Kampf, der Fluch und die Befreiung. Raziel und die Brüder haben Unglaubliches vollbracht.“

Lara nickte zustimmend. „Es ist erstaunlich, wie viel Wissen und Bedeutung in diesen alten Artefakten und Liedern steckt. Sie erzählen uns von den heldenhaften Taten und den Herausforderungen, mit denen die Greifenhexer zu jener Zeit konfrontiert waren.“

Adrien lächelte und griff nach Laras Hand. „Und wir sind jetzt Teil dieser Geschichte, Lara. Wir haben die Möglichkeit, die Spuren der Greifenhexer zu verfolgen, ihre Geheimnisse zu lüften und die Wahrheit ans Licht zu bringen.“

Lara lächelte zurück und drückte seine Hand fest. „Ja, Adrien, das sind wir. Gemeinsam werden wir diese Reise in die Vergangenheit antreten und das Erbe der Greifenhexer weitertragen.

Lara und Adrien betrachteten das nächste Artefakt, das ihre Aufmerksamkeit erregte: ein altes Gemälde. Das Bild zeigte einen Mann mit weißem vollem Haar und einem imposanten Vollbart, der in einem erbitterten Kampf gegen einen Vampir, bekannt als der Ascheprinz, stand.

Lara konnte ihre Faszination kaum verbergen, als sie die lebendigen Details des Gemäldes betrachtete. Der Hintergrund zeigte eine düstere Nacht mit flackerndem Mondlicht, das durch die Bäume schimmerte. Der Mann, offensichtlich Großmeister Valerian, war in eine silberne Rüstung gekleidet, die im sanften Schein des Mondes glänzte. Seine Waffe, ein mit Runen verziertes Silberschwert, blitzte gefährlich im Kampf gegen den Vampir.

Adrien trat näher, um den Kampf genauer zu betrachten. „Sieh nur, Lara! Der Ausdruck auf Valerians Gesicht ist voller Entschlossenheit und Mut, während er gegen den Ascheprinzen kämpft. Die Intensität dieses Moments ist förmlich spürbar.“

Lara nickte zustimmend und las die beschreibenden Worte unter dem Gemälde vor. „Es heißt, dass der Ascheprinz Valerian in eine geschickte Falle lockte und dass Valerian in diesem Kampf gegen den Vampir chancenlos war.“

Sie konnte sich den tödlichen Tanz förmlich vorstellen: Die bedrohlichen Schatten, die den Kampf umhüllten, das Klirren der Schwerter, das Echo der Schreie und das brennende Verlangen nach Überleben. Valerian, ein erfahrener Kämpfer, der gegen das Böse antrat, und der Ascheprinz, ein mächtiger Vampir, der die Dunkelheit verkörperte.

In ihrer Vorstellung malte Lara ein lebendiges Bild der Szene: den Nebel, der den Wald umhüllte und den Geruch von Verwesung in der Luft. Valerians geschwungene Bewegungen, als er mit blitzschnellen Angriffen versuchte, den Vampir zu durchbohren, während dieser mit übernatürlicher Stärke und Wendigkeit seine Angriffe abwehrte.

Das Bild erzählte von der Verzweiflung und dem tapferen Kampf gegen eine überwältigende Dunkelheit. Es war ein Zeugnis von Valerians mutigem Einsatz, auch wenn er letztendlich gegen die überlegene Macht des Ascheprinzen unterlag.

Lara ließ den Blick über das Gemälde schweifen und spürte die Ehrfurcht vor der Geschichte, die es erzählte. „Diese Darstellung eines heldenhaften Kampfes erinnert uns daran, dass unsere Reise nicht nur voller Wunder und Entdeckungen, sondern auch voller Gefahren sein wird. Der Ascheprinz und seine Bedrohung werden auf unserem Weg sicherlich eine Rolle spielen.“

Lara betrachteten die Liste der Artefakte, die der Ascheprinz als Lösegeld für Valerians Freilassung verlangte. Ihre Augen wanderten über die Aufzählung der wertvollen Gegenstände, die vor 500 Jahren bei der Expedition gesammelt wurden.

„Schau dir das an, Lara“, sagte Adrien und deutete auf die Liste. „Es sind so viele faszinierende Artefakte. Hier sind vier aufgeladene Greifenamulette, das Buch über die Kräuterprobe von Carla Dementia Crest, das erste Greifenamulett und der Mantel des schwarzen Greifs.“

Lara strich über die verblassten Worte auf der Liste und konnte die Macht und Bedeutung dieser Artefakte förmlich spüren. „Und hier steht, dass sie alle Hexerschemata sammeln sollten, die sie finden konnten, sowie gelbes, rotes und blaues Meteoritenerz. Es scheint, als ob der Vampir nach Wissen und Stärke strebte.“

Adrien zeigte auf den Eintrag über die geheime Klinge der Greifen. „Schau nur, Lara! Die Greifen hatten anscheinend eine Klinge, die in Dunkelheit getaucht war. Es ist erstaunlich, was für Waffen und Fähigkeiten sie besessen haben müssen.“

Lara betrachtete die Liste weiter „Originalrezept schwarzes Blut und 1 Phiole davon gebraut! Ich frage mich, was es mit diesem schwarzen Blut auf sich hat. Es scheint eine wichtige Rolle gespielt zu haben, vielleicht in ihren Ritualen oder Experimenten?“

Adrien stieß einen bewundernden Seufzer aus. „Und sie sollten eine Kräuterprobe vollziehen … was immer das auch sein soll!“

Die Atmosphäre in der Studierstube war geladen von der Bedeutung und Macht, die von den Artefakten ausgingen.

Lara erhob sich langsam und wanderte ruhelos durch den Raum. „Diese Artefakte erzählen uns von der Größe und den Geheimnissen der Greifenhexer. Sie waren Krieger, Weise und Forscher zugleich. Sie haben ihr Leben dem Studium der Magie, der Natur und des Übernatürlichen gewidmet.“

Die Nacht hatte sich über Avallach ausgebreitet, doch die Studierstube der Burg war noch immer von einem gedämpften Licht erhellt. Lara und Adrien saßen an einem Tisch, während der Geruch von frisch gebrühtem Kaffee den Raum erfüllte. Sie waren bereit, ihre Untersuchung der Artefakte fortzusetzen und die nächsten Geheimnisse zu enthüllen.

Mit den Tassen in den Händen betrachteten sie die Statue, die sie gerade entdeckt hatten. Die imposante Darstellung eines Vatt`ghern in schwarzer Rüstung, der gegen einen eisernen Golem kämpfte, war wahrlich beeindruckend. Die Szene war so lebhaft dargestellt, dass man den Kampf förmlich spüren konnte. Lara konnte nicht anders, als von dem Vatt`ghern, der anscheinend Atheris darstellte, fasziniert zu sein.

Sie beobachtete die Statue genauer und bemerkte, dass der Hexer etwas metallenes in das Maul des Golems steckte. „Schau, Adrien“, flüsterte sie aufgeregt. „Dieser Hexer, Atheris, muss über besondere Fähigkeiten verfügt haben, um gegen solch mächtige Gegner anzutreten.“

Adrien nickte, während er einen Schluck von seinem Kaffee nahm. „Es ist beeindruckend, wie diese Szene die Stärke und Entschlossenheit des Hexers zeigt. Atheris muss ein wahrer Kämpfer gewesen sein.“

Lara schweifte mit ihren Gedanken ab und dachte an die Rüstung, die in der geheimen Kammer aufbewahrt wurde. „Und diese Rüstung hier“, sagte sie nachdenklich, „sie ähnelt der Rüstung, die Atheris in der Statue trägt. Es scheint, als ob diese Rüstung wirklich ihm gehört hat.“

Lara eilte mit der Statue in der Hand zurück in die geheime Kammer und trat näher an die Rüstung heran, ihre Finger streiften sanft über das verzierte Metall. „Und schau dir das Schwert an“, fuhr sie fort und hob das runenverzierte Schwert in die Höhe. „Es gleicht dem Schwert, das Atheris in der Statue führt. Es sind dieselben Runen und dasselbe Design.“

Adrien trat neben sie und betrachtete die Rüstung und das Schwert. „Es ist erstaunlich, Lara. Die Verbindung zwischen Atheris und dieser Rüstung ist unbestreitbar, es scheinen seine Hinterlassenschaften zu sein, soviel ist klar!“

Lara lächelte, während sie die Details der Rüstung und des Schwertes auf sich wirken ließ. „Atheris, der tapfere Hexer“, murmelte sie vor sich hin. „Es ist, als ob er durch die Jahrhunderte zu uns spricht und uns seine Geschichte erzählt.“

Die Kammer schien plötzlich erfüllt von der Präsenz Atheris‘, während Lara und Adrien sich in die vergangene Zeit hineinversetzten. Die Rüstung, das Schwert und die Statue waren stumme Zeugen der Heldentaten und des Kampfes dieses außergewöhnlichen Hexers.

Als nächstes ergriffen sie gespannt eine Skizze mit den Notizen, die ein für sie unbekanntes Gerät zeigte – ein Megaskop. Die Zeichnung war voller geheimnisvoller Symbole und Formeln, die darauf hinwiesen, dass das Gerät mit Magie benutzt wurde. Lara und Adrien tauchten in die Notizen ein und entdeckten, dass es wohl einen Versuch gegeben haben musste, mit der Hilde des Megaskops Valerian aufzuspüren und falls möglich zu befreien.

Lara versuchte, die Namen der beiden Magier zu entziffern, die sich mit diesem Unterfangen beschäftigt hatten. „Hier steht glaube ich ‚Olaf’… und sein Schüler … ich kann es nicht lesen“, murmelte sie frustriert. „Aber es scheint, dass sie alles in ihrer Macht Stehende versucht haben, um Valerian zu retten.“

Die beiden standen auf und wendeten sich dem hinteren Teil der Kammer zu. Hier stand das Megaskop aus der Skizze in einem ähnlichen Aufbau. In der Mitte zwischen den einzelnen Teilen der Apparatur waren Runen und sonstige ungewöhnliche Zeichnungen auf dem Boden gemalt.

Während sie das Megaskop genauer unter die Lupe nahmen, räusperte sich der Butler der Burg mit einem freundlichen Lächeln. Er war ein älterer Herr mit einem schneeweißen Bart und einem respektvollen Auftreten. „Dr. Lara, Herr Adrien“, sagte der Butler, „ich habe gehört, dass Sie sich mit den Artefakten und Geheimnissen der Vatt`ghern befassen. Erlauben Sie mir, Ihnen ein altes Gedicht über eben jene vorzutragen, das die Kinder von Avallach seit Generationen vorsagen.“

Lara und Adrien waren neugierig und gespannt. Sie nahmen Platz, während der Butler begann, das Gedicht zu rezitieren:

„Die Greifenhexer, tapfer und stark,

Sie hielten Wacht, auch in tiefer Nacht.

Mit Schwert und Zauber, mutig und wahr,

Beschützten sie uns vor jeder Gefahr.

 

In alten Ruinen und tiefem Wald,

Fanden sie Wissen, mächtig und alt.

Mit Hexerkraft und Weisheit rein,

Waren sie Hüter, frei von jeder Pein.

 

Die Greifenhexer, im Kampf so geschwind,

Bezwangen Monster, böse und blind.

Mit Ehrfurcht blicken wir zu ihnen auf,

Die Helden, die unser Land stets bewachten.“

Ein Hauch von Nostalgie und Ehrfurcht lag in der Luft, als der Butler das Gedicht beendete. Lara und Adrien bedankten sich bei ihm und widmeten sich wieder der Untersuchung des Aufbaus. Sie studierten die verschiedenen Komponenten und verfolgten die einzelnen Linien auf dem Boden der Kammer. Die Geheimnisse und die Bedeutung des Megaskops begannen sich langsam zu entwirren, und sie waren bereit, tiefer in die Welt der Hexer einzutauchen.

 

Die Nacht war unruhig gewesen, und Lara wachte mit schweißnassen Haaren und wilden Träumen auf. Bilder von Kämpfen und mysteriösen Artefakten wirbelten noch immer in ihrem Kopf. Sie schüttelte den Schlaf ab und begab sich zum Frühstück, um neue Energie für den bevorstehenden Tag zu tanken.

Adrien saß bereits am Tisch und begrüßte sie mit einem warmen Lächeln. „Guten Morgen, Lara. Hast du auch so wilde Träume gehabt?“

Nach einem ausgiebigen Frühstück begaben sich Lara und Adrien zurück in die Studierstube, bereit für den nächsten Schritt in ihrer Recherche. Dort entdeckten sie eine Buchseite aus einer alten Chronik, die von einer Prinzessin Liliana und ihren Soldaten berichtete, die in die Sperrzone um Kaer y Seren zogen, um die ungeliebten Vatt`ghern zu vertreiben und mögliche Artefakte sicherzustellen. Die Kämpfe wurden als besonders blutig und brutal beschrieben, und nach zwei Tagen mussten die Greifenhexer vor der Übermacht kapitulieren.

Lara runzelte die Stirn und dachte über den Namen Damien du Lac nach, der in der Chronik erwähnt wurde. „Damien du Lac, … dieser Edelmann übergab die Festung und die geforderten Artefakte. Er wurde bisher gar nicht erwähnt in den anderen Schriftstücken. Und welche Artefakte hat dieser Mann der Prinzessin übergeben? Die gleichen wie dem Ascheprinzen? Alle oder einfach nur ein paar, um die Prinzessin zufrieden zu stellen? Es gibt noch so viele Fragen.“

Adrien stimmte nachdenklich zu. „Wir müssen mehr über Damien du Lac und seine Rolle in diesem Ereignis erfahren. Vielleicht können wir in den anderen Aufzeichnungen etwas finden.“

 

Wenig später lagen Lara und Adrien konzentriert über einem alten Bardenlied, das sie gerade entdeckt hatten. Das Lied stammte von Pierre le Volant, einem bekannten Barden, dessen Balladen auch heute noch bekannt waren. Die Worte erzählten von einem legendären Kampf zwischen Atheris und dem Schwarzen Greifen.

Lara spürte die Aufregung in der Luft, als sie das Lied betrachtete. „Adrien, dieses Lied handelt von Atheris und dem Schwarzen Greifen. Der Schwarze Greif scheint der Geist eines ehemaligen furchterregenden Hexers zu sein, der einen Schatz in der Meisterhöhle der Hexer bewacht.“

Adrien nickte und stimmte in Laras Begeisterung ein. „Ja, und dieser Schatz enthält einen Dolch, mit dem ein höherer Vampir getötet werden kann, vielleicht hat Atheris den Ascheprinzen damit besiegen können? Aber zieh hier das Besondere an dem Dolch ist, dass man bei seiner Benutzung den höchsten Preis zahlt.“

Lara sah das Lied vor sich und spürte den Zauber der alten Balladen in der Luft. Sie begann, das Lied zu singen:

„In den Hügeln der Drachenberge, wo die Greifen ihre Herrschaft halten,

Erhebt sich Atheris, tapfer und kühn, mit Schwert und Schild bewaffnet.

Der Schwarze Greif, ein Geist so finster, beschützt den Schatz, den er bewahrt,

Ein Dolch von Macht und tödlicher Kraft, doch der Preis ist hoch, fürwahr.

 

In der Meisterhöhle, im Herzen des Berges, steht der Schwarze Greif bereit,

Er lauert im Schatten, seine Augen glühen, voll dunkler Hexerei.

Atheris tritt vor, ein Funken in den Augen, bereit für den entscheidenden Kampf,

Das Duell der Hexer beginnt, in dieser Nacht, so eisig und klar.

 

Mit Schwert und Magie, mit Mut und Entschlossenheit, stürzt Atheris sich hinein,

Der Schwarze Greif wirbelt durch die Luft, in seinem Körper wohnt alter Pein.

Ein Tanz der Klingen, ein Feuerwerk der Kräfte, vereint in diesem Duell,

Atheris weicht nicht zurück, er kämpft mit Leidenschaft, mit jedem Fingerzeichen und Quell.

 

Der Kampf tobt weiter, die Nacht wird zum Tag, die Berge hallen wider,

Blitze zucken, Feuer brennt, die Welt gerät in ein wildes Mieder.

Und schließlich, im finalen Moment, gelingt Atheris der entscheidende Schlag,

Der Schwarze Greif bricht zusammen, besiegt in diesem Kampfesfach.

 

Lara und Adrien verharrten einen Moment in Stille, als das Echo der Worte verblasste.

Inzwischen herrschte ein wildes Durcheinander von Notizen und Dokumenten in der Studierstube. Es war eine Herausforderung, den Überblick zu behalten, da sich die Informationen aus verschiedenen Lebensabschnitten von Atheris zu vermischen schienen. Doch sie waren entschlossen, die Geheimnisse der Expedition und des Schicksaals Valerians in Erfahrung zu bringen.

Nickend widmete sich Lara einer neuen Notiz, die ihre Aufmerksamkeit erregte. In dieser ging es um Silven, eine mysteriöse Entität, die sich den Körper mit der Magierin Mei’idwyn teilte, hatte nach dem Verfasser der Notiz die Schüler an den höheren Vampir verraten. Lara las die Worte und konnte den Verrat förmlich spüren.

„Atheris schien, den Dolch gegen den Ascheprinzen eingesetzt zu haben“, erklärte sie, ihre Stimme von Bestürzung erfüllt. „Doch ohne die notwendige Vorbereitung endete es in einem blutigen Gemetzel. Er überlebte schwer verletzt nur dank der Gnade des Vampirs.“

Adrien blickte nachdenklich auf die Notiz. „Es scheint, dass Atheris sich auf gefährlichem Terrain bewegt hat und mit den Kräften der Dunkelheit in Berührung kam. Silven und der Ascheprinz… wir müssen mehr über diese Ereignisse erfahren und ihre Bedeutung verstehen.“

Nach einem köstlichen Mittagessen mit Laras Eltern saßen sie in einem gemütlichen Raum, umgeben von alten Büchern und Trophäen. Das Sonnenlicht fiel durch die Fenster und tauchte den Raum in warmes Licht.

Laras Vater, rieb nachdenklich sein Kinn und sagte: „Es ist bemerkenswert, dass die Kammer mit Atheris‘ Artefakten ausgerechnet hier auf unserer Burg zu finden ist. Es könnte eine Verbindung zu unserer Familie geben, die bis in die fernen Zeiten des Herzogtums Toussaint zurückreicht.“

Laras Mutter, fügte hinzu: „Es ist möglich, dass Atheris‘ Schicksal und seine Aufzeichnungen auf irgendeine Weise mit unserer Familie verflochten sind. Wir sollten unsere Familienchronik durchforsten und nach möglichen Hinweisen suchen.“

Nach der Unterhaltung wandten sich Lara und Adrien erneut den Artefakten zu. Sie hielten einen Brief in den Händen, der wohl nie seinen Adressaten, einen Sir Viktor von Grauwasser, erreicht hatte und unvollständig zu sein schien. Der Brief sprach von Ehre und der Gefahr, die von den möglicherweise unterschlagenen Artefakten ausging, die Sir Viktor mitgenommen hatte.

Lara las die Worte des Briefes, die in einem verzierten mittelalterlichen Stil geschrieben waren:

„Sehr geehrter Sir Viktor von Grauwasser,

Mit großer Sorge schreibe ich Ihnen in dieser dunklen Stunde. Es ist wahr, dass Sie sich während der Kämpfe neutral verhalten haben und nicht an meiner Seite standen, was ich missbillige, aber auch anerkenne. Doch ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf die Gefahr lenken, die von den Artefakten ausgeht, die Sie möglicherweise in Besitz genommen haben.

Die Neutralität, die Sie gewählt haben, mag politisch klug erscheinen, aber zu welchem Preis? Die Kräfte, die in den Artefakten ruhen, können das Gleichgewicht der Macht verändern und unvorhersehbare Konsequenzen haben. Sind Sie bereit, das Gute zu opfern, um Ihrer Neutralität treu zu bleiben?

 

Ich appelliere an Ihren Sinn für Ehre und Vernunft. In einer Zeit wie dieser, wo das Reich in Aufruhr ist und die Schatten der Dunkelheit an den Grenzen lauern, müssen wir unsere Verantwortung erkennen. Die Kapitulation war ein bitterer Schlag für uns alle, aber wir dürfen uns nicht von der Neutralität leiten lassen, wenn es um das Wohl der Menschen und des Königreichs geht.

Ich bitte Sie, Sir Viktor, Ihre Entscheidungen zu überdenken und die Artefakte zurückzugeben, damit wir gemeinsam für das Gute kämpfen können.

In der Hoffnung auf ein kluges und gerechtes Handeln verbleibe ich, ….

 

Lara und Adrien spürten die Dringlichkeit und den Appell in den Worten des unvollständigen Briefes. Die Entscheidungen und das Schicksal von Sir Viktor von Grauwasser hatten womöglich negative Auswirkungen auf das Wohl des Königreichs!

Adrien hielt ein metallenes Abzeichen in die Höhe. Verwundert betrachteten die beiden das Stück, dass sich als Regimentsabzeichen des 19. Altdorfer Infanterieregiments herausstellte. Sie tauschten einen verwirrten Blick aus und begannen, nach möglichen Verbindungen zu suchen.

Lara kratzte sich nachdenklich am Kopf. „Das 19. Altdorfer Infanterieregiment… Es ist seltsam, dass wir keine Informationen darüber finden können. Es könnte ein verbündetes Regiment gewesen sein, das in den Schriften und Chroniken vergessen wurde, vielleicht gehörte dieses Regiment zum Imperium von Nilfgaard?“

 

Als nächstes stießen die beiden auf eine Liste von Schriftrollen, die von der Gelehrten Saleha aus Ophir in Kaer y Seren angelegt worden waren. Die Schriftrollen enthielten wertvolle Informationen über die Artefakte und deren Verbleib, sowohl diejenigen, die an den Ascheprinzen übergeben wurden als auch diejenigen, die von den Greifenhexern gesichert und vor dem Königreich Povir und Kovis versteckt werden konnten.

Mit gespannter Erwartung durchforsteten sie die Liste und machten sich Notizen über die einzelnen Artefakte. Einige der wertvollsten und mächtigsten Relikte wurden aufgeführt, darunter das Buch über die Kräuterprobe von Carla Dementia Crest, das erste Greifenamulett, der Mantel des schwarzen Greifs und der Dolch.

Doch ihre Aufmerksamkeit wurde besonders von einer letzten Eintragung auf der Liste gefangen. Es stand dort, dass der Ascheprinz alle Artefakte von den Greifenhexern erhalten hatte …  bis auf die letzte Forderung – er wollte bei der Durchführung einer Kräuterprobe zugegen sein. Doch aufgrund der Belagerung durch die Streitmacht von Kovir und Povis und dem Mangel an Probanden sowie fehlender Vorbereitung hatten die Greifenhexer diese Forderung nicht erfüllen können. Der Ascheprinz schien aber durch die Artefakte gnädig gestimmt gewesen zu sein, so dass er den Hexern eine Art Aufschub gewährt zu haben schien.

Lara und Adrien ließen die Bedeutung dieser Informationen auf sich wirken. Es war offensichtlich, dass Valerian zu dieser Zeit immer noch Gefangener des Ascheprinzen war. Die Rätsel um die Kräuterprobe und die Macht des Vampirs verdichteten sich. Es war klar, dass die Reise der Helden noch nicht zu Ende war.

Als die Nacht über die Burg hereinbrach und Lara und Adrien sich zum Rückzug bereit machten, geschah etwas Unerwartetes. Ihr Blick fiel auf ein kleines, unscheinbares Fach in der Truhe, dass sie bisher übersehen hatten. Ihr Entdeckergeist wurde geweckt, und sie begannen, das Fach gleich zu untersuchen. Nach einigen geschickten Versuchen gelang es ihnen, es zu öffnen.

Zu ihrer Überraschung fanden sie darin das verlorene Tagebuch von Atheris, das die Ereignisse seiner Expedition etwas genauer beschrieb. Es schien wie eine Schatzkammer voller Wissen und Erinnerungen, die sie nun mit den bisher erhaltenen Informationen abgleichen könnten, um die Geheimnisse der Vergangenheit zu enthüllen.

Doch bevor sie tiefer in das Tagebuch eintauchten, wurde ihre Aufmerksamkeit auf ein weiteres Buch gelenkt, das danebenlag. Es war das Buch, das die genaue Dokumentation der verbesserten Kräuterprobe von Saleha enthielt, verfasst von der Gelehrten selbst. Die Aufregung in ihnen wuchs, die Greifenhexer schienen mit ihren Verbündeten, das Rätsel um die Kräuterprobe gelöst zu haben.

In ihrem Eifer bemerkten sie zu spät, dass sich vier Männer in dunklen Roben Zugang zur Burg verschafft hatten und nun mit Dolchen bewaffnet auf sie zustürmten. Sie kämpften tapfer, doch gegen die überlegene Zahl waren sie chancenlos und wurden in eine Ecke getrieben. Die Zukunft schien düster, als plötzlich einem der Männer das Buch mit der Kräuterprobe aus den Händen glitt und zu Boden fiel, wobei eine kleine Apparatur mit einem kleinen funkelnden Kristall herausglitt. Wie von Geisterhand bewegte sich das kleine Ding in die Mitte des Megaskops und noch bevor sie reagieren konnten, begann das Megaskop, unheilvolle Geräusche von sich zu geben, und ein leuchtendes Portal öffnete sich an der Stelle, an der die kleine Apparatur gelandet war. Aus dem Portal trat ein muskulöser Mann, der nur mit einem weißen Hemd und einer Hose bekleidet war. Er blickte sich entschlossen um, erfasste die Situation und griff nach dem silbernen Schwert von Atheris, das auf dem Boden lag. Mit atemberaubender Geschwindigkeit führte er einige kunstvolle Schläge und Pirouetten aus, die jeden der Angreifer nacheinander zu Boden gehen ließen. Eine Aura der Macht umgab ihn, während er die Dunkelheit mit seinem Schwert Durchschnitt.

Lara und Adrien waren völlig geschockt von dem, was sie soeben erlebt hatten. Sie starrten den Hexer an, der ihren Blick mit eisigen, katzenhaften Augen erwiderte. Es war ein Moment der Stille und des Staunens, als sich ihre Blicke trafen.

Langsam trat der Hexer auf sie zu, sein Blick voller Geheimnisse und Macht. „Ihr habt den Weg zu diesem verfluchten Ort geöffnet“, sagte er mit einer tiefen, rauchigen Stimme. „Ihr habt meinen Respekt verdient und euch damit als würdige Suchende erwiesen.“

Lara und Adrien konnten kaum fassen, dass sie einem echten Hexer gegenüberstanden, einer Legende, die aus längst vergangener Zeit auferstanden war. Ihr Abenteuer hatte sie an den Rand des Unbekannten geführt, und nun wurden sie mit der Wirklichkeit dessen konfrontiert.

„Was ist euer Anliegen?“, fragte der Hexer mit finsterer Miene.

Lara sammelte ihre Gedanken und antwortete mit fester Stimme: „Wir suchen nach der Wahrheit über die Expedition der Vattg`ghern, nach den Artefakten und den Geheimnissen, die damit verbunden sind. Wir wollen wissen, was mit Valerian und dem Erbe der Greifenhexer geschehen ist.“

Der Hexer nickte langsam und sagte: „Ihr habt euch auf einen gefährlichen Weg begeben. Doch wenn euer Herz rein ist und euer Wille stark, werde ich euch helfen die Ereignisse ins rechte Licht zu rücken.“

 

Was es mit dem Hexer aus dem Portal und dem weiteren Verlauf der Geschichte der Greifenhexer auf sich hat, ist eine Geschichte für ein anderes Mal ….

Fotos von Calle Plantiko 

Kaer y Seren

Auf den Steilklippen über dem Meere
An den tosenden Tiefen der See
An den Grenzen zu Kovir und Poviss,
In den Höhen von Eis und von Schnee
Dort erhebt sich seit uralten Zeiten
Eine steingraue Trutzburg und Wehr
Majestätischer Blick in die Weiten
Über Land und über das Meer.

 

Diese Burg, so erzählt die Legende,
Steht seit Jahren verlassen und leer.
Und man fragt sich, was liegt wohl verborgen
Auf den Klippen hoch über dem Meer?
Man erzählt sich von uralten Schätzen
Und dem Wissen vergangener Zeit
Bücher, Schriften und mehr soll behüten
Dieser Steinwall der Ewigkeit.

 

Wie lang sie dort oben schon thronte
Weiß kaum ein Mensch heute mehr
Oder wer sie dereinst wohl bewohnte
Wer es war oder wo kam er her?
Dessen Name war Erland von Larvik
Von dem manche Geschichte erzählt.
Und ihm folgten getreu dreizehn Mannen,
Die den Greif sich als Zeichen erwählt.

 

Hier gegründet, geschützt und geborgen,
Wuchsen Hexer der Greifen heran
Wo manch einer sah nie mehr den Morgen,
Wurde anderer Knabe zum Mann
Die Gemeinschaft verbunden, verschworen,
Wie es nur unter Hexern kann sein.
Wurde jenen, die so oft verloren,
Diese Festung hier Zuflucht und Heim.

 

Und sie horteten Worte und Wissen,
Auf dass nie aus der Welt es verschwand.
Nie hat einer von ihnen zerrissen
Diesen Bund, der sie alle verband.
Ihre Burg trotzte Sturm, Eis und Kälte
Auf dem Turm oft ein Leuchtfeuer brennt
Menschen nannten sie Festung der Sterne,
Bei den Seidhe hieß sie Kaer y Seren.

 

Doch 1140, als Kovir und Poviss
Ihre Truppen vereinten zum Krieg
Gen Redanien wollten sie ziehen
Und man setzt auf die Greifen zum Sieg.
Doch die Greifen, sie weigern sich standhaft

Ehren Hexerzunfts höchstes Gebot.
Das verbietet, zu schicken die Mannen
Nur für Macht und für Gier in den Tod.

 

Jahre geh‘n und ihr Anseh'n verblasste,
Sank herab wie gefallener Stern
Sie, die einstmals geliebt, nun Verhasste
Einst so nah, jetzt so unsagbar fern.

Oh, ich hoffe, dass bald aus den Trümmern
Steckt ein Greif seinen Schnabel hervor.
Streckt die Flügel und spreizt sein Gefieder,
Hebt sich hoch in den Himmel empor.

 

Oh, ich hoffe, dass bald aus den Trümmern
Steckt ein Greif seinen Schnabel hervor.
Streckt die Flügel und spreizt sein Gefieder,
Hebt sich hoch in den Himmel empor.